DUIHK
Haus der Deutsch-Ungarischen Wirtschaft - Német-Magyar Gazdaság Háza
Konjunktur
Veranstaltungen
Vorstellung der Ergebnisse der Herbstumfrage der DUIHK
Veranstaltungsort
Haus der Deutsch-Ungarischen Wirtschaft - Német-Magyar Gazdaság Háza
Lövőház u. 30.
1024
Budapest
Ungarn
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Veranstaltungs-Sprache(n)
Ungarisch
Beginn
15.11.2023 · 10:00
Ende
15.11.2023 · 12:00

Multiple Herausforderungen trüben die Stimmung unter deutschen Unternehmen

Die allgemein schwache Konjunkturlage belastet auch das Geschäftsklima unter den deutschen Unternehmen in Ungarn negativ. Dies zeigt die jüngste Umfrage der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK), die am Mittwoch vorgestellt wurde.  

DUIHK-Präsident András Sávos betonte bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Wirtschaft derzeit mit multiplen Herausforderungen konfrontiert sei – in Ungarn ebenso wie in Deutschland und anderen Ländern. „Wir dürfen uns aber nicht der Hoffnung hingeben, dass wir bald wieder in den Normal-Modus zurückkehren können – auch künftig werden wir uns parallel auftretenden Herausforderungen stellen müssen“ – so Sávos. Neben politischen und wirtschaftspolitischen Krisen werde auch die im Namen des Klimaschutzes verfolgte Transformation der Energieversorgung und die künstliche Intelligenz die Tätigkeit fast aller Unternehmen massiv beeinflussen. Gerade mittelständische Unternehmen stünden vor schwierigen Entscheidungen, denn durch diese Umwälzungen würden viele bisherige Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren oder müssen grundlegend umgestaltet werden, zugleich würden aber auch neue Möglichkeiten entstehen, sagte der Kammerpräsident. 

Die DUIHK führt schon seit 1994 jährliche Unternehmensbefragungen durch, seit einigen Jahren sogar zweimal im Jahr, um die schnelllebigen Entwicklungen zeitnah zu erfassen und abzubilden. An der jetzigen Umfrage haben sich 209 Unternehmen beteiligt – so viele wie noch nie bei einer Herbstumfrage. Sie gaben nicht zur konjunkturellen Lage und der eigenen Geschäftsentwicklung Auskunft, sondern auch zu Geschäftsrisken, Fragen des Arbeitsmarktes, der Inflation und zu den Kriterien für Investitionsentscheidungen.

Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die allgemeine wirtschaftliche Lage und die eigenen Geschäftsentwicklung deutlich verhaltener gesehen werden als noch in unserer letzten Umfrage im Frühjahr, und auch schwächer als im langjährigen Durchschnitt. Dies belastet auch auf die Beschäftigungs- und Investitionspläne. Spürbare  Veränderungen gab es auch im Ranking der wichtigsten Geschäftsrisken.

Sehr verhaltene Aussichten

Die Einschätzung der Konjunkturentwicklung In Ungarn hat sich den Umfragen der Kammer zufolge im Frühjahr 2022 – nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine – dramatisch verschlechtert, und sich seitdem nur geringfügig wieder erholt, erklärte Dirk Wölfer, Bereichsleiter Kommunikation der Kammer und Autor der Studie. In der aktuellen Umfrage rechnet jedes zweite Unternehmen mit einer weiteren Eintrübung der allgemeinen Konjunktur, nur 12% erwarten eine Verbesserung. Dieses Verhältnis ist fast identisch mit den Ergebnissen im Frühjahr.

Die eigene aktuelle Geschäftslage wertet eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer als gut oder zumindest befriedigend (42 bzw. 47 Prozent), nur jedes zehnte Unternehmen empfindet sie als schlecht. Deutlich eingetrübt haben sich jedoch die eigenen Geschäftserwartungen: Nur noch 18% der Befragten erwarten eine Verbesserung, 34% hingegen eine Verschlechterung. Im Frühjahr lag das  Verhältnis noch bei 28% zu 26%. Der Saldo positiver und negativer Erwartungen ist damit auf -17 Prozentpunkte gefallen –zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2009.

Die gedämpften Geschäftserwartungen schlagen sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsabsichten negativ nieder. Erstmals seit 10 Jahren wollen wieder mehr Unternehmen ihre Investitionsausgaben reduzieren (37%) als erhöhen (25%). Bei den Beschäftigungsplänen ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen (18% Personalaufbau gegenüber 21% Personalabbau) – im Vergleich zu den letzten Jahren ist aber auch dies ein ungewöhnlich schwacher Wert.

Dirk Wölfer zog auch einen Vergleich der ungarischen Umfrageergebnisse mit anderen Ländern. Weltweit haben sich nämlich im September 3.600 Unternehmen an ähnlichen Umfragen der deutschen Auslandshandelskammern in über 50 Ländern beteiligt. Demnach sind die allgemeinen Konjunkturerwartungen in Ungarn ähnlich schwach wie in der Region Mittel- und Osteuropa, hinsichtlich des eigenen Geschäfts und der Personal- und Investitionspläne schneidet Ungarn jedoch schwächer ab.

Lohndruck und Fachkräftemangel lassen etwas nach

Fragen zum Arbeitsmarkt nehmen traditionell breiten Raum in den Umfragen der DUIHK ein, schließlich bestimmen sie maßgeblich über die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Sowohl hinsichtlich der Lohnkosten als auch in Bezug auf den Fachkräftemangel zeigen sich in den aktuellen Umfragewerten die verhaltenen Geschäftsaussichten. Rechneten die Firmen im Frühjahr noch mit einem Lohnanstieg von über 14 Prozent für die kommenden zwölf Monate, so sind es aktuell nur noch 10%. Dies erklärt sich zum einen aus der nachlassenden Arbeitskräftenachfrage, aber auch aus dem Rückgang der Inflation. Dennoch nennt noch immer jedes zweite Unternehmen die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko. Der Fachkräftemangel wird zwar wieder als wichtigstes Geschäftsrisiko betrachtet, aber nicht mehr in der Intensität wie noch im Frühjahr. Besonders stark ausgeprägt ist der Arbeitskräftemangel hinsichtlich gewerblicher Angestellter in der Produktion, bei IT-Kräften und in der Produktentwicklung bzw. Forschung und Entwicklung. 

Fachkräfte und Marktzugang wichtige Kriterien für Investitionsentscheidungen

Erstmals hat die DUIHK danach gefragt, welche Faktoren für die Unternehmen eine dominante Rolle bei Investitionsentscheidungen in Ungarn spielen. Am häufigsten wurde die Verfügbarkeit von Fachkräften genannt (33%, in der Industrie sogar fast 50%), aber auch das Marktvolumen/die Markterschließung bzw. die Kundennähe spielen eine wichtige Rolle (31% bzw. 27%). Für Industrieunternehmen sind zusätzlich auch staatliche Investitionsanreize und Kostenvorteile gegenüber Deutschland entscheidungsrelevant. Im weltweiten Vergleich sind die Entscheidungskriterien in Ungarn ähnlich wie die in vielen anderen Ländern der Region und der EU insgesamt. Auffallend ist jedoch, dass bei Investitionen deutscher Unternehmen z.B. in China oder in den USA Kriterien wie Markterschließung und Marktvolumen dominieren, während Fachkräfte-Verfügbarkeit, Investitionsanreize oder Energie eine deutlich geringere Rolle spielen als in Europa.


DOWNLOAD:

DUIHK Konjunkturumfrage Herbst 2023

Bericht der Budapester Zeitung über die Konjunkturumfrage

Weltweite Umfrage: AHK World Business Outlook

Weltweit haben sich im September 3.600 Unternehmen an ähnlichen Umfragen der deutschen Auslandshandelskammern in über 50 Ländern beteiligt. Die Ergebnisse enthält der AHK World Business Outlook.

AHK World Business Outlook Herbst 2023 (Deutsch)

AHK World Business Outlook Herbst 2023 (English)